Loading...

Die Sache mit der Eimerkette

Eine Eimerkette aus Papier

die Bucket Brigade in deutschen Texten

Vor einiger Zeit tauchte in Beiträgen der SEO-Gemeinde erstmals der englische Begriff bucket brigade auf. Gemeinsprachlich ist damit eine Eimerkette gemeint. Auf Seolisch ist bucket brigade der Name der Strategie, in einen langen Text Wendungen einzufügen, die das Interesse des Lesers wach und ihn so auf der Seite halten sollen.

Eine Eimerkette aus Papier
Eine eigene bucket brigade ist besser

Der Vorteil einer bucket brigade liegt in Sachen Suchmaschinenoptimierung an einer besseren Leserbindung bzw. User Exprerience. Die Leute sollen länger auf den so optimierten Seiten bleiben. Diese Leserbindung honoriert Google mit einer besseren Platzierung in den Suchergebnissen.

Das wiederum soll Analysen zufolge bewirkt haben, dass Google auf Sätze z. B. mit “How to…”, “… the real story”, “Why does that matter?”, “Here is the deal” u. ä. gleich mit einem besseren Ranking reagieren soll. So weit, so gut.

Was bedeutet das für deutsche Texte?

Nun beglücken uns deutsche SEO-Prediger ja regelmäßig mit Blog-Artikeln, die sich in schlechter Übersetzung und schematischer Anwendung der neuesten Ratschläge aus den Staaten üben. Die Texte ranken gut, …

… sind aber grottig. Das dürfte auch deshalb so sein, weil SEOs ebenso wie die Google-Suchmaschine beim Verständnis bzw. bei der Bewertung von Textqualität und Lesefreundlichkeit nicht-englischer Texte schwächeln, bzw. die Paradigmen recht schematisch übertragen.

You’re on the woodway, my friend …

… mit der bucket brigade auf dem Holzweg

Für den Einsatz der Eimerkette in deutschen Texten würde das leider bedeuten, dass zunächst nur die wortwörtlichen Übersetzungen der bucket-brigade-phrases die genannten, für die SEO angestrebten Wirkungen voll entfalten. Bestenfalls bleiben diese Wendungen so aber irritierende Fremdkörper im restlichen Text. Schlimmstenfalls wirkt der ganze Text maschinenübersetzt und Stilblüten und Nonsens überzeugen den Leser davon

  1. dass er genau das vor sich hat, was er hasst: Einen für Suchmaschinen und nicht für Leser geschriebenen Inhalt, mit dem er seine Zeit vergeudet
  2. dass mit Qualität unter der angegebenen Adresse nicht zu rechnen ist. Also auch nicht bei den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen.

Gerade in Bereichen mit starkem Wettbewerb möchten wir natürlich trotzdem alle Mittel einsetzen, die zu einer besseren Position in den Suchergebnissen führen.

Was ist zu tun?

Sollen wir also den Suchmaschinen zuliebe einen gut rankenden aber schlechten Text schreiben? Viele unterbezahlte SEO-Texter gehen zwangsläufig diesen Weg. Manche sicherlich auch ohne es zu wissen. Fehlt die übersetzerische und sprachliche Kompetenz, wird eben Wort für Wort übertragen und der deutsche Text dann damit zugeschmissen. Kulturelle Unterschiede? Falsche Freunde? Wen interessiert denn so etwas?

Die kulturell angepasste bucket brigade

Wen es interessiert? Den Leser. Und der sollte schließlich im Zentrum unseres Interesses liegen.

Die Aufgabe der Texter muss es also sein, kulturell und sprachlich angemessene bucket brigades zu entwickeln und anzuwenden. Denn so manche einfache Übersetzung einer im amerikanischen Englisch üblichen Bucket-Brigade-Wendung wirkt mindestens unglücklich (Ich sage es dir).

Überhaupt wäre es besser, sich von den anglo-amerikanischen Vorbildern auf Satzebene zu lösen. Die entscheidende Frage ist, welche Stilmittel und rhetorischen Figuren in deutschen Texten normalerweise die Aufgabe einer bucket brigade übernehmen. Zu diesem Thema wird an dieser Stelle eine Reihe zu stilistischen Figuren folgen, die man in dieser Funktion verwenden kann.

Fettnapf statt Eimer

Auch beim für englischsprachige Texte empfohlenen Youifying ist in anderen Kulturkreisen Vorsicht geboten.

Achtung! Gemeint ist die persönliche Ansprache, nicht etwa duzen. Konsequentes Durchduzen ist nicht bei allen deutschen Lesern beliebt. Die Frage ist nun , ob ein Wechsel zum Sie zur Anpassung an eine deutschsprachige Lesergemeinschaft immer ausreicht.

Leider ist die Antwort eindeutig und lautet nein. In fachbezogenen deutschen Texten und Anleitungen ist jede direkte Ansprache des Lesers verpönt. Man verstößt damit gegen die Gepflogenheiten der Sprachgemeinschaft. Das gilt übrigens auch für das Erwähnen der eigenen Person.

Merke: Ich und Du – im deutschen Text tabu.

To top